Seite 6 vz news 144 / Februar 2025MEINUNGENDarum sindReformenschwierigKatharina Fontana, Juristin und Journalistin, ist bekanntfür ihre sachliche und analytische Auseinandersetzungmit sozialpolitischen Themen. Ein Gespräch überPensionierung, Umverteilung und Eigenverantwortung.«Sachlichkeit statt Empörung.» Katharina Fontana, Juristin und JournalistinFrau Fontana, Sie beschäftigensich seit Jahren mit rechtlichenund gesellschaftlichen Fragen.Warum haben es Reformen derAltersvorsorge so schwer?Bei wichtigen Reformen haben dieStimmberechtigten das letzte Wort. Siesind sich zwar bewusst, dass es Anpassungenbraucht, um die Altersvorsorgenachhaltig zu sichern. Doch zwischenden Gesellschaftsgruppen gehen die Interessenweit auseinander. Oft ist keineMassnahme populär. Und weil selbstkleine Änderungen auf starken Widerstandstossen, bleiben grosse Reformenblockiert. Hinzu kommt ein politischerGrundkonflikt: Die einen wollen mehrUmverteilung in der Altersvorsorge, dieanderen mehr Eigenverantwortung.Wie definieren Sie Umverteilungund Eigenverantwortung?In der AHV, der ersten Säule, istdie Umverteilung am grössten. DieJüngeren finanzieren mit ihren Lohnbeiträgendirekt die Renten der Pensionierten,und Gutverdiener zahlen vielmehr ein, ohne dafür mehr Rente zubekommen. Zudem erhält die AHVGeld aus der Bundeskasse und wirdzusätzlich über Steuern finanziert. Sieist damit ausgesprochen solidarisch.Die meisten Pensionierten bekommenmehr von der AHV, als sie eingezahlthaben. In der Pensionskasse, der zweitenSäule, spart man dagegen für sichselbst – man besitzt eigene Vorsorge-Ersparnisse. Im Unterschied zur AHVgibt es im Prinzip keine Umverteilungund keine Subventionen. An diesemSystem sollte man nicht rütteln. DieSolidarität wird überstrapaziert, wennman die zweite Säule schwächen unddafür die AHV weiter ausbauen würde,wie es zum Teil gefordert wird.Was wären die Folgen?Wird die Umverteilung zu gross,kann sich das gesellschaftlich schädlichauswirken. Viele wären wohl nichtmehr bereit, dieselbe Leistung im Berufund im Leben zu erbringen. Sie würdensich zu Recht fragen: Warum soll ichmich anstrengen, Verantwortung übernehmenund eine höhere Steuerlasttragen, wenn das nicht belohnt wird?Haben Sie eine Antwort?Zunächst muss der Bundesrat Antwortenliefern. Er will 2026 eine grosseAHV-Reform vorlegen und aufzeigen,wie die Vorsorge für das nächste Jahrzehntgesichert werden kann. Ich hoffe,dass die Debatte nicht von parteipolitischgeschürter Empörung, sondernvon Zahlen und Fakten geprägt wird.Wie sehen die Fakten aus?Weil wir länger leben, müssen dieRenten immer länger ausbezahlt werden.Und wegen der tieferen Anlagerenditenwachsen die Vorsorge-Ersparnisselangsamer als erwartet. Will mandie Altersvorsorge in die Zukunft retten,braucht es strukturelle Reformen.Welche Lösungen sehen Sie?Ein Patentrezept gibt es nicht. Aberwir kommen nicht darum herum, überein Pensionierungsalter zu sprechen,das sich an der Lebenserwartung orientiert.Europäische Länder wie Finnlandoder Schweden machen es vor. Auch inder Schweiz wird man in diese Richtungdenken müssen.ZUR PERSONKatharina Fontana wurde inBasel geboren, wo sie Rechtswissenschaftenstudierte. Nachihrer Dissertation war sie alswissenschaftliche Mitarbeiterinim Bundesamt für Justiz tätig.Danach wechselte sie als Journalistinzur NZZ und war langeZeit Korrespondentin amBundes gericht und im Bundeshaus.Für ihre Recherchen undAnalysen wurde Katharina Fontanamehrfach ausgezeichnet.
vz news 144 / Februar 2025 Seite 7Eigenmietwert adieu: Soll manjetzt die Hypothek amortisieren?Der Eigenmietwert könnte abgeschafft werden. Prüfen Sie, wie sich eine voll ständigeoder teilweise Amortisation unter dieser Voraussetzung auswirken würde.STEFAN WEBERPensionierungsexpertestefan.weber@vzch.comTel. 044 207 27 27Der Eigenmietwert könntein Zukunft endgültig abgeschafftwerden. VieleWohneigentümerinnen undWohneigentümer wendensich darum an das VZ. Siemöchten wissen, ob jetzt derrichtige Zeitpunkt ist, umdie Hypothek ganz oder teilweisezurückzuzahlen.Klar ist: Wenn derEigenmietwert wegfällt,sinkt in der Regel die Steuerbelastung,weil die Hypothekarzinsenheute meistenstiefer sind als der Eigenmietwert– auch nach Abzug derUnterhaltspauschale.Ob es sich ohne Eigenmietwertlohnt, die Hypothekzu amortisieren, mussman aber sorgfältig prüfen.Das zeigt auch das Beispieleines Eigenheimbesitzers,der seine Hypothek vollständigzurückzahlt (Tabelle):f Nach der Amortisationnimmt der Ertrag aus demVermögen um mehr als dieHälfte ab. Das steuerbareEinkommen sinkt aber nichtgleich stark – die jährlichenEinkommenssteuern gehennur um 900 Franken zurück.f Auch wenn der Hausbesitzerkeine Hypothekarzinsenmehr bezahlt, bleibenihm unter dem Strich jedesJahr 2600 Franken wenigerzum Leben. Das bedeutet:Alles in allem wirkt sich dieAmortisation in der Regeleher negativ auf das verfügbareEinkommen aus.f Weil dieser Hausbesitzer500’000 Franken für dieAmortisation einsetzt, verlierter den Ertrag auf diesemVermögen. In der Regel sindVermögenserträge höher alsdie Hypothekarzinsen –auch nach Steuern.f Das Geld für die Amortisationbleibt zudem imHaus gebunden. Der Hausbesitzererwirtschaftet keineAnlagerendite damit undkann es nach der Pensionierungnicht Schritt für Schrittaufbrauchen.f Auf dieses Geld wäre erangewiesen, weil die Rentenaus AHV und Pensionskassenur knapp die Hälfte desletzten Lohns ausmachen.So wirkt sich eine Amortisation auf Einkommen und Vermögen ausBeispiel ohne Eigenmietwert: Einzelperson mit Eigenheim in Zürich; Hypothek vor Amortisation: 500’000 CHF;Hypothekarzins: 2%; Einkommen: 100’000 CHF; Konto- und Wertschriftenvermögen: 800’000 CHF, Ertrag ausdiesem Vermögen 3%, davon 1% steuerbarohneAmortisationmitAmortisationNettoeinkommen 100’000 CHF 100’000 CHFSteuerbarer Vermögensertrag 1% 1 8’000 CHF 3’000 CHFAbzug Vermögens verwaltungs kosten –2’400 CHF –900 CHFÜbrige Steuerabzüge –10’000 CHF –10’000 CHFSteuerbares Einkommen 95’600 CHF 92’100 CHFEinkommenssteuern –15’100 CHF –14’200 CHFSteuerlich nicht abzugsfähige Hypozinsen –10’000 CHF 0 CHFUnterhaltskosten 2 –5’200 CHF –5’200 CHFNicht steuerbarer Vermögensertrag (2%) 16’000 CHF 6’000 CHFNetto zur Verfügung für Lebensunterhalt 81’300 CHF 78’700 CHFFinanzieller Nachteil der Amortisation pro Jahr1 Nach der Amortisation beträgt das Vermögen noch 300’000 CHF und der steuerbare Ertrag 3000 CHF.2 Geschätzter Betrag. Unterhalts-/Nebenkosten können steuerlich nicht mehr geltend gemacht werden.2’600 CHFMERKBLATTHypothekamortisieren:Wägen Sie gut abBestellen Sie das kostenloseMerkblatt mit derBestellkarte oder onlineüber www.vzch.com/vznews144, oder rufenSie an (siehe Seite 24).Wer seinen Lebensstandardnach der Pensionierung haltenmöchte, braucht dagegenrund 70 bis 80 Prozent.f Zwar kann das Eigenheimim Lauf der Jahre anWert gewinnen. Erfahrungsgemässwird der Wertzuwachsaber selten realisiert,sondern eher vererbt.Genug ReservenzurückbehaltenWer über eine Rückzahlungnachdenkt, sollte auch diefolgenden Punkte beachten:f Amortisieren Sie nicht zuviel und halten Sie genügendReserven für unvorhergeseheneAusgaben zurück.f Nach der Pensionierungkann es schwierig sein, eineHypothek wieder zu erhöhen– viele Banken lehnendann eine Aufstockung ab.f Viele möchten mit Geldaus der Pensionskasse undSäule 3a amortisieren. Achtung:Klären Sie rechtzeitigab, unter welchen Bedingungenein Vorbezug dieser Geldermöglich ist und was dieFolgen für Ihre Renten sind.Sie möchten mehr darübererfahren? BestellenSie das kostenloseMerkblatt (Kasten oben)oder sprechen Sie jetzt miteiner erfahrenen Fach personim VZ in Ihrer Nähe (alleKontakte auf Seite 24).
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